Vereinsgeschichte

Gründung

Zur Zeit der Vereinsgründung, die auf den 04. April 1909 datiert, herrschte in Mitteltal weit verbreitet Armut. Die Gründung erfolgte auf Betreiben des damaligen Militärvereins als dessen Unterabteilung. Dies vor allem deshalb, um an Königs Geburtstag, an Weihnachten und anderen Feiertagen standesgemäß repräsentieren zu können. 2 Jahre zuvor waren die Murgtalbank und der Posaunenchor gegründet worden. Die damalige Zeit erforderte von den Gründern viel Idealismus. Seitens der Gemeindeverwaltung war keine finanzielle Unterstützung zu erwarten und so musste jedes aktive Mitglied beim Eintritt 40 Goldmark Grundbeitrag bezahlen. Der Militärverein überließ der Musikkapelle 1000,-- Goldmark als unverzinsliches Startkapital. Dafür musste die Kapelle bis zur Auflösung des Militärvereins in den 30er Jahren unentgeltlich bei Veranstaltungen mitwirken. Als Übungslokal diente die Werkstatt von Sattlermeister Klaißle (heute Kreativ-Laden). Die Kapelle hatte 14 aktive Musiker. Schuhmachermeister Karl Günther war damals 1. Vorstand. Die Statuten waren sehr streng abgefasst, mitunter waren auch Geldstrafen für Unregelmäßigkeiten fällig. Der 1. Weltkrieg beendete die Vereinsaktivitäten.

Zwischen den beiden Weltkriegen

Unter der Führung von Karl Günther begann 1919 der Neuaufbau. Wieder war das Geld knapp. Instrumente und Noten mussten beschafft werden. Der Verein teilte sich in zwei Kapellen, um bei Hochzeiten und sonstigen Anlässen auswärts zu spielen. Oft kamen die Musiker zu Fuß oder mit dem Rad zu ihren Auftritten. Aber so kam etwas Geld in die Kasse. Im Jahr 1933 wurde der Vereinsvorstand abgelöst und die Mitteltaler Kapelle in Musikverein Baiersbronn umbenannt. 1934 wurde das 25-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. 8 Konzerte wurden in diesem Jahre verzeichnet. Direktor Weizäcker wurde am 18. Juli 1934 zum Vereinsführer ernannt, wie es damals hieß. Zudem war er Direktor der Orient-Teppich-Knüpferei im ehemaligen Hotel „Tannenburg“. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Vereinsaktivitäten erneut eingestellt. Viele Musiker wurden im Herbst 1939 eingezogen. Einige kehrten nicht zurück.

Nach Kriegsende

1946 sammelte Wilhelm Klumpp, Mitglied seit der Vereinsgründung, seine nach und nach heimkehrenden Musiker wieder um sich. Die Instrumente und Noten wurden aus den Verstecken geholt und die ersten Proben wieder in der Werkstatt des Sattlermeisters Klaißle abgehalten. Zur Neugründung des Vereins musste damals die Genehmigung des französischen Militär-Gouvernements in Freudenstadt eingeholt werden. Neuanfänger zahlten 30,-- Reichsmark Aufnahmegebühr. Wer das nicht aufbringen konnte, stotterte es in Raten zu 5,-- RM bei den Tanzveranstaltungen ab. Anfangs wurden Unregelmäßigkeiten mit Strafgeld geahndet. Pünktlichkeit wurde groß geschrieben. Zum Probenbeginn stand Wilhelm Klumpp mit der Taschenuhr in der Hand an der Türe des Probelokals, das ab 1949 der alte Handarbeitssaal war. 1947 konnte Musikdirektor Socnik, der in Mitteltal eine neue Heimat gefunden hatte, als Dirigent gewonnen werden. Um dem allgemeinen Mangel entgegenzuwirken, schrieb dieser viele Noten von Hand nieder. Am 29. Mai 1949 erfolgte dann vor dem Hotel Lamm der erste öffentliche Nachkriegsauftritt. Die Bevölkerung dankte „ihrer“ Kapelle mit viel Beifall. Es folgten zahlreiche Konzerte im ganzen Murgtal. Damals war es üblich, dass anschließend in einer Gaststätte noch zum Tanz aufgespielt wurde. Die erste sichtbare Sprosse auf der musikalischen Erfolgsleiter war die Teilnahme am Wertungsspiel des Bezirksverbandes Schwarzwald-Nord im August 1950. Der Musikverein erspielte sich in der Unterstufe die Bewertung „sehr gut“. Die Anzahl der Termine häufte sich und die Beliebtheit der Kapelle wuchs. Weihnachtsfeiern mussten oft wiederholt werden, um allen Besuchern Platz zu bieten. Die Jahre 1953 bis 1956 standen für personelle Veränderungen. Wilhelm Klumpp schied aus der Vorstandschaft aus. Ab 1954 war Kranzwirt Wilhelm Gaiser Vereinsvorstand, Herr Socnik übergab den Dirigentenstab an Reinhold Kehrer und dieser zwei Jahre später an Kurt Zepperitz.

Die erste Uniform

1957 wurde die erste Uniform beschafft, die bis 1966 im Dienst war und dann durch eine Trachtenuniform ersetzt wurde.

50-jähriges Jubiläum

Das 50-jährige Jubiläum mit Kreismusikfest im Juni 1959 war Höhepunkt und Markstein in der Vereinsgeschichte. 23 Kapellen waren zu Gast und ganz Mitteltal drückte in einem großen Festumzug seine Freude am Jubiläum aus.

Erste Kontakte in die Schweiz

1960 wurden erstmals Kontakte zur Musikgesellschaft Untersiggenthal in der Schweiz geknüpft. Einer der ersten Ausflüge war Anlass für die freundschaftliche Beziehung, die heute noch besteht. 1963 trat Kurt Zepperitz als Dirigent zurück und Anton Gieringer übernahm den Taktstock.

 

In den Jahren 1964, 1969, 1974 und 1984 veranstaltete der Musikverein, nachdem das 50-jährige Jubiläum ein großer Erfolg gewesen war, Musikfeste bzw. Musikertreffen. Diese Feste zeigten jedesmal aufs Neue die Verbundenheit der einheimischen Bevölkerung, der örtlichen Vereine und der befreundeten Kapellen mit der „Mitteltaler Musik“. Es waren jedes Mal richtige Volksfeste. Einheimische, Kurgäste und Musiker waren voll Lob und Begeisterung über die prachtvollen und ideenreichen Festwagen und Gruppierungen. In den 60er und 70er Jahren zeichnete sich die Kapelle weiterhin durch große Aktivitäten aus: Waldfeste, Mitwirken bei den örtlichen Vereinen, Besuche befreundeter Vereine auch im „Badischen“, Sängerfest Göllheim/Pfalz, Modellsportclub Blainville bei Nancy, Lützelburg im Elsaß, um nur einige zu nennen. Kranzwirt Wilhelm Gaiser, der den Verein seit 1954 geführt hatte, trat im Jahr 1970 zurück und Hermann Bareiss wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er prägte den Verein in der jüngeren Geschichte zusammen mit dem damaligen 2. Vorsitzenden, Rudolf Gaiser, maßgeblich mit. Anlässlich des Bundesmusikfestes in Karlsruhe nahm der Musikverein Mitteltal 1971 erstmals an einem Wertungsspiel des Bundes Deutscher Blasmusikverbände in der Oberstufe teil und konnte hier auf Anhieb einen 1. Rang erspielen. Im Jahr 1975 wurde die zweite Trachtenuniform beschafft und der Musikverein-Trachtenkapelle Mitteltal baute seine Bedeutung in unserem Ort Zug um Zug aus. Die Ausbildung des Nachwuchses lag der Vereinsführung besonders am Herzen. Waren es seit den 60er Jahren vorwiegend die eigenen Musiker, die hier tätig waren, so gewann das Jugendmusikwerk der Gemeinde Baiersbronn zunehmend an Bedeutung für diese wichtige Aufgabe. Anfänglich war es Musikdirektor Volkmann, der hier aktiv war, danach war Manfred Foschiani für die Ausbildung der Jugend zuständig. Dass auch Frauen Freude am Musizieren in einer Kapelle haben, besagt die Tatsache, dass seit 40 Jahren weibliche Akteure mitwirken. 1977 ging ein lang ersehnter Wunsch der Mitteltaler Vereine in Erfüllung. Die Weißenbachhalle konnte eingeweiht werden. Die verschiedenen Vereine hatten nun für ihre Veranstaltungen ein Zuhause. Auch der Musikverein nutzte die Halle für Aktivitäten wie z. B. Heimatabende. Im Juli 1984 wurde das 75-jährige Vereinsjubiläum mit einem großen Zeltfest gefeiert. Am Samstagabend fand ein Festkonzert mit der Musikgesellschaft Untersiggenthal aus der Schweiz statt. Ein unvergesslicher Festumzug mit 15 Gastkapellen, 18 Festwagen und Gruppen der Mitteltaler Parzellen, 4 Trachtengruppen und Vereinen aus dem Ort wurde am Sonntag durchgeführt. Am Montag war ein Kinderfest angesagt. Diese Festtage werden sicherlich auch weiterhin den Einwohnern in guter Erinnerung bleiben.

 

Jubiläumsverein Mitteltal 1984

 

1992 begann die Freundschaft mit den Musikerinnen und Musikern der Ostemusikanten aus Hechthausen bei Cuxhaven.

Hermann Bareiss gab 1994, nach 24 Jahren das Amt des 1. Vorsitzenden an Rudolf Gaiser ab. Im selben Jahr wurden die Musikerinnen und Musiker des Musikverein Mitteltal neu eingekleidet.

Im Rahmen des Kreismusikfestes 1997 in Dornstetten nahmen die Musikerinnen und Musiker nach langer Zeit erstmalig wieder an einem Wertungsspiel teil.

Das 90-jährige Jubiläum des Musikverein Mitteltal wurde 1999 mit einem 3-tägigen Fest in der Weißenbachhalle gebührend gefeiert.
Nach einer Rocknacht am Freitag fand am Samstag das Jubiläumskonzert des Musikverein Mitteltal zusammen mit den Musikfreunden aus Untersiggenthal statt. Bei dieser Feierlichkeit wurde der langjährige Vorsitzende Hermann Bareiss zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Nach dem Gottesdienst am Sonntagmorgen spielten verschiedene Musikvereine zur Unterhaltung auf.

 

Jubiläumsverein Mitteltal 1999

 

Im Jahr 2004 wurde Thomas Gaiser zum neuen 1. Vorsitzenden des Musikverein-Trachtenkapelle Mitteltal gewählt. Davor begleitete er das Amt des 2. Vorsitzenden. 

 

Gründung der Jugendkapelle

Die Jugendkapelle des Musikvereins Mitteltal wurde im April 2005 nach 40-jähriger Pause wieder ins Leben gerufen. Die Idee, eine eigene Jugendkapelle aufzubauen, entstand bereits im Herbst 2004 als man die Jungmusiker, welche sich in der Ausbildung befanden, anlässlich des alljährlichen Nikolausblasens (06.12.2004) zu einer gemeinsamen Probe mit der aktiven Kapelle einlud. Nachdem die Begeisterung sowohl bei den Jungmusikern, wie auch bei den Aktiven sehr groß war, traf man sich am 30.04.2005, unter der Leitung von Timo Gaiser, zu einer ersten Probe im Schulhaus in Mitteltal. Insgesamt 21 interessierte Jungmusiker unter 20 Jahren, von denen 15 noch nicht in der aktiven Kapelle mitspielten, nahmen an der ersten Probe teil.

 

Dirigentenwechsel 

Nach 43-jähriger Tätigkeit im Musikverein gab Anton Gieringer 2006 den Dirigentenstab weiter. Vor 60 Jahren begann die Karriere des Trompeters Anton Gieringer beim Musikverein Bad Griesbach. Schon 10 Jahre später übernahm er diesen Verein als Dirigent. Seit 1963 leitete er zusätzlich den Musikverein Trachtenkapelle Mitteltal. Über sechs Jahrzehnte hat er seine freie Zeit der Musik gewidmet und war ständig als Dirigent und Ausbilder in Sachen Musik unterwegs. Er erhielt bereits die CISM-Medaille, die höchste Auszeichnung des internationalen Musikverbandes, die ein Musiker erhalten kann. Bei seiner Verabschiedung wurde Anton Gieringer zum Ehrendirigenten ernannt.

 

Seit 2006 steht die Kapelle unter der Leitung von Roland Schoch. Er erlernte mit 11 Jahren die Klarinette und war aktiver Musiker bei der Trachtenkapelle Kniebis. Dort spielte er auch bei der bekannten Gruppe „Emils fröhliche Dorfmusik“ mit. 1984 übernahm er die Trachtenkapelle Kniebis als Dirigent und war dort bis 1991 tätig. Bis 2006 dirigierte er den Musikverein Simmersfeld.

 

Beim Kurkonzert in der Weißenbachhalle, am 26.09.2021, gab Roland Schoch nach 16 Jahren Dirigententätigkeit in Mitteltal seinen Taktstock an Sascha Eisenhut weiter. Wir freuen uns sehr darüber, dass uns Roland Schoch als Musiker weiterhin erhalten bleibt.